Schaumburger Klinikum erreicht positives Jahresergebnis für 2023, doch für 2024 ist die Prognose schwierig
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(Obernkirchen) Das Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg hat jetzt im Rahmen einer Pressekonferenz über das Wirtschaftsjahr 2023 berichtet.

Dem Klinikum sei ein positives Jahresergebnis gelungen, so Geschäftsführerin Diana Fortmann. Anfangs mit einem hohen Defizit gestartet, konnte nun erstmals eine „schwarze Null“ geschrieben werden. 438.000 Euro Überschuss weist der Bericht als Fazit aus. Vor Steuern, Abgaben und Abschreibungen sind es sogar vier Millionen Euro. Ins Plus mit eingerechnet ist allerdings auch der Zuschuss als Darlehen des Landkreises Schaumburg in Höhe von acht Millionen Euro, verteilt über drei Jahre zu je rund 2,7 Millionen.

Gründe für das positive Ergebnis liegen demnach unter anderem in den steigenden Patientenzahlen und in der erfolgreichen Personalgewinnung. Rund 20.000 stationäre Fälle verzeichnet das Schaumburger Klinikum für 2023, ein Gesamtplus von 3,2 Prozent. Die zentrale Notaufnahme steigerte die Zahlen um 5,8 Prozent (31.143 im Jahr 2022 zu 32.942 im Jahr 2023), sonstige Ambulanzfälle stiegen um 8,9 % und ambulante Operationen stiegen um 35,3 %. Damit trage man dem Umstand Rechnung, dass vom Gesetzgeber zunehmend ambulante Behandlungen gefordert würden, um die stationären Kapazitäten zu schonen. Bei vielen Kliniken würde dies aufgrund der Kapazitäten dazu führen, dass man den Fokus auf ambulante Eingriffe zulasten der stationären OPs verlagern müsse, so der technische Direktor Dirk Hahne. Im Klinikum Schaumburg habe man beide Bereiche gesteigert.

Thema Parkplatz: Hier plant das Klinikum Schaumburg eine Erweiterung.

Mehr Vollzeitstellen bei der Pflege und Verzicht auf Leihpersonal

Thema Personal: Seit Einzug verzeichnet das Klinikum einen Personalzuwachs. Von 2018 bis 2023 sind im Pflegebereich 118 Vollzeitstellen mehr besetzt worden (von 205 auf 323 Stellen), auf Leihpersonal könne laut Pflegedirektor Jörg Hake verzichtet werden. Auch dies sei wichtig für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Ein weiterer Baustein ist die Nachwuchsförderung. Es werden neun Ausbildungsberufe angeboten, das Klinikum erhielt eine Auszeichnung des Magazins Focus Money im Rahmen von „Deutschlands beste Ausbildungsbetriebe 2024“. Die eigene Berufsfachschule Pflege erfreue sich weiter gutem Zulauf und hoher Übernahmequoten, immer mehr Medizinstudenten absolvieren ihr praktisches Jahr in Schaumburg und die Verbundweiterbildung Allgemeinmedizin wird weiter gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten und dem Landkreis Schaumburg forciert, um die hausärztliche Versorgung in Schaumburg auch in Zukunft sicherzustellen.

Pilotprojekt „Die ideale Patientenreise“ wird in weiteren Konzern-Krankenhäusern ausgerollt

Mit dem Projekt „Die ideale Patientenreise“ konzentriert sich das Schaumburger Klinikum wieder zunehmend auf die Sichtweise des Patienten – mit kleinen alltäglichen Verbesserungen im Ablauf könne so eine höhere Zufriedenheit erreicht werden. So können Träger von Hörgeräten und Gebissen ihre Hilfen bis zuletzt, kurz vor dem OP-Termin, behalten und bekämen diese unmittelbar vor dem Eingriff in einer hygienische Box direkt am Bett gelagert. Eine Verbesserung im Gegensatz zur früheren Vorgehensweise, bei der die Hilfsmittel bereits frühzeitig im Patientenzimmer abgelegt werden mussten und so ein Unwohlsein bei Patienten eingetreten ist. Rund 80 solcher Verbesserungen mit Ideen aus dem Alltag heraus seien bereits umgesetzt, berichtet Diana Fortmann. Das Pilot-Projekt soll jetzt in allen Krankenhäusern des Konzerns ausgerollt werden.

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Dr. Söhnke Theiß, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Fachabteilung für Kardiologie und der Fachabteilung für Pneumologie, Intensiv- und Beatmungsmedizin, erklärt, dass auch die Weiterentwicklung im medizinischen Bereich gut voran schreite: „Dieses Jahr haben wir bereits zwei große Schritte im Sinne der Erweiterung unseres Leistungsangebotes gemacht. In der Kardiologie bieten wir ab sofort die Pulmonalvenenisolation an, eine effektive Behandlungsmethode für Patienten mit Vorhofflimmern. Und auch die pneumologische Ambulanz können wir ab Mitte Mai reaktivieren.“

Erstmalige und erneute Zertifizierungen

Für das Brustzentrum (zertifiziert seit 2006), das EndoProthetikZentrum (zertifiziert seit 2016) und die Babyfreundliche Geburtsklinik (zertifiziert seit 2009) wurden Rezertifizierungen erreicht. Die Rezertifizierung für die Chest Pain Unit (Brustschmerzeinheit) ist für Herbst 2024 geplant, außerdem sollen die Stroke Unit (Schlaganfalleinheit) und das Alterstraumazentrum in diesem Jahr erstmalig zertifiziert werden.

Ohne Inflationsausgleich droht für 2024 ein Minus

Auch ins Wirtschaftsjahr 2024 ist das Schaumburger Klinikum gut gestartet. Allerdings geht die Betriebsleitung nicht von einem erneuten Plus beim Jahresergebnis aus. „Die wirtschaftliche Prognose und Planbarkeit sind vor dem Hintergrund der unsicheren Gesetzgebung mit Blick auf die anstehende Krankenhausreform, den fehlenden Inflationsausgleich und eine fehlende Investitionskostenfinanzierung unglaublich schwierig“, so Dirk Hahne. Als Beispiel nennt er die Kosten für Gas. 2022 hätten diese noch 350.000 Euro betragen, in 2023 seien es bereits 740.000 Euro und für 2024 seien bei gleichbleibendem Verbrauch bis zu 840.000 Euro veranschlagt. Eine „unbefriedigende Hängepartie“ sei dies, da momentan der politische Wille fehle, diese Kostensteigerungen auszugleichen. Im Schaumburger Klinikum wünscht man sich deshalb eine verlässliche Politik, die gute Rahmenbedingungen für die Gesundheitsversorgung schafft und dies mit ausreichend Finanzierungshilfen vor dem Hintergrund der Inflation untermauert.

Sind sehr zufrieden mit dem Jahresergebnis 2023 des Schaumburger Klinikums. Von links: Dr. Söhnke Theiß, Ärztlicher Direktor, Diana Fortmann, Geschäftsführerin, Jörg Hake, Pflegedirektor und Dirk Hahne, Technischer Direktor.

Etwas Entspannung deutet sich bei der Parkplatzsituation an. Die vorhandenen 550 Plätze sollen künftig um rund 160 weitere, in Richtung Kreisstraße, erweitert werden. Allerdings fallen die jetzigen Behelfsparkplätze nordöstlich des Klinikums weg. Dort entsteht in Zukunft ein Stützpunkt des DRK Rettungsdienst und Krankentransport im Landkreis Schaumburg.

Tag der offenen Tür findet wieder statt

Und noch ein wichtiger Termin im Kalender: Am 22. September 2024 wird, erstmals nach fünf Jahren wieder, von 11 bis 17 Uhr ein „Tag der offenen Tür“ mit vielfältigem Programm stattfinden. Alle Schaumburger können an diesem Tag einen besonderen Blick hinter die Kulissen des Klinikums werfen. (vu, pr)

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