Das Tempo-30-Experiment: Bückeburgs Verkehr soll entschleunigt werden
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(Bückeburg) Mit umfassenden Maßnahmen und einem weitreichenden Konzept möchte die städtische Verwaltung den Verkehr in der Innenstadt entschleunigen und auslagern.

Den Anfang macht bereits in diesem Frühjahr ein Verkehrsexperiment: Auf ausgewählten Abschnitten wird Tempo 30, zunächst für den Zeitraum von etwas weniger als sechs Monaten, eingeführt.

Die Ratsgruppe „Jamaika“ beantragte im Februar die Aufnahme des Klärungsprozesses zur Verkehrsführung in der Innenstadt. Eine zukunftsfähige Ausrichtung des Verkehrs in der Innenstadt sollte seinerzeit mit Hilfe des „Dargel-Konzeptes“ von 2018 auf den Weg gebracht werden. Bis heute ist das Konzept jedoch nicht in die Umsetzung gekommen. Die Einrichtung einer Arbeitsgruppe soll hier Abhilfe schaffen, so der Vorschlag von Verwaltung und auch den Ausschussmitgliedern. Ob jedoch ein neues Konzept vonnöten ist oder aber das sogenannte Dargel-Konzept ausreiche, darüber herrschte zunächst Uneinigkeit.

Ausschussmitglied Gerd Vogel (SPD) plädierte dafür, das alte Konzept zu verwenden, „eine neues kostet schließlich wieder Zeit und Geld“. Phillip Stahlhut (CDU) machte jedoch darauf aufmerksam, dass in diesem Konzept nicht alle Straßen ausgiebig betrachtet würden und eventuelle Verlagerungseffekte und deren Auswirkungen auf die alternativen Strecken, nicht bewertet würden. „Außerdem waren an der Ausarbeitung damals viele Akteure nicht beteiligt. Wir sollten hier die Bürger und Anlieger vor allen Dingen einbinden“. Besonderes Augenmerk müsse vor allen Dingen auf die Herminenstraße und die Ulmenallee gelegt werden, fügte Reinhard Luhmann (SPD) an.

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Ein Verkehrskonzept soll für eine Beruhigung in der Innenstadt sorgen – besonders im Fokus ist hier unter anderem die Herminenstraße und die Ulmenallee.

Fachgebietsleiter Bernd Meier wusste hier einzuhaken: „Im Konzept von 2018/19 fehlen spätere, rechtliche Änderungen, zudem gibt es gewandelte Wahrnehmungen im gesellschaftlichen Prozess. Unter anderem wurden Herminenstraße und Ulmenallee nicht so beleuchtet, wie es für ein aktuelles Konzept nötig wäre“. Eine neue Arbeitsgruppe soll gebildet werden aus Verwaltungsmitgliedern und jeweils zwei Ratsmitgliedern der bestehenden Ratsgruppen. Zudem soll innerhalb der Gruppe darüber beraten werden, ob ein externe Fachplaner zurate gezogen werden solle. „Trotz der Kosten könnte dies sinnvoll sein, denn vor allen für bauliche und rechtliche Dinge braucht es die entsprechende Expertise“. Diese Bestrebungen seien auch dem ISEK-Prozess geschuldet, fügte Bürgermeister Axel Wohlgemuth hinzu. Hier hätten die Bürger immer wieder eine Verkehrsberuhigung gewünscht: „Wir wollen das nicht auf die lange Bank schieben“.

Und so werden die ersten Maßnahmen – erst einmal als halbjähriges Experiment – bereits zeitnah umgesetzt. Im Bereich zwischen Oberwallweg (südlicher Teil) und Herderstraße (nördlicher Teil) wird als Erprobungsphase eine streckenbezogene Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer eingerichtet. Die Erprobungsphase geht bis Ende September 2024. Die Ergebnisse sollen anschließend evaluiert werden und als Grundlage für das zu erarbeitende Verkehrskonzept dienen. Auch die Polizei hätte sich hierzu positiv geäußert, wie Bernd Meier zu berichten weiß.

Testweise wird in der oberen Innenstadt Tempo 30 bis Ende September etabliert – Erkenntnisse aus diesem Experiment sollen in das Konzept einfließen.

So werden vor der Maßnahme als auch währenddessen Messungen durchgeführt, um an Vergleichswerte zu gelangen und diese nach Ende der Textphase auszuwerten. Die Beschilderung wird voraussichtlich Ende April aufgestellt. „Wir werden uns mit diesem Experiment dem Bürgerbegehren nach Verkehrsberuhigung nähern, denn wir möchten alle in diesem Prozess und mit dem Konzept mitnehmen“, versichert auch Verwaltungschef Wohlgemuth.

(Text & Foto: nh)

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